Battlefield-Kolumne: Stippvisite beim kranken Patienten
Das schöne Sommerwetter, Konkurrenz durch andere Multiplayer-Shooter oder auch die starke eigene Konkurrenz durch Battlefield 4: Einen Grund zu finden, um schwankende Spielerzahlen in Battlefield 1 zu erklären, gibt es immer. Allerdings ist das wenig zielführend, wenn es um die grundlegenden Ursachen geht. Denn externe Einflüsse gibt es immer, nicht nur Battlefield ist davon betroffen. Woran liegt es also, dass Teile der Community in Bezug auf Battlefield 1 frustriert sind und sich Spieler und Clans vom Spiel abwenden? In dieser Kolumne begebe ich mich auf eine Spurensuche, die sich vor allem auf die internen Faktoren konzentriert.
Das Serverprogramm
Dass das Serverprogramm ganz prominent an erster Stelle steht ist kein Zufall. Man muss es so klar sagen: Sowohl die Planung, als auch die Umsetzung sind völlig inakzeptabel und tragen meiner Meinung nach erheblich zum Dahinsiechen des Spiels bei. Eigentlich hat die Misere schon viel früher angefangen. Nämlich zu dem Zeitpunkt, als irgendwo bei DICE oder EA entschieden wurde, kompetenten und gut angebundenen Hostern wie Nitrado, 4Netplayers oder GPortal das Zepter aus der Hand zu nehmen und selbst das Hosting zu übernehmen. Rückblickend eine wirkliche Schnapsidee! Ähnlich sieht das übrigens auch David Sirland (tiggr), dessen Frust-Posting vor wenigen Wochen bei Reddit zum Zustand Serverprogramms überraschend ehrlich ausfiel („Wir haben es vermasselt…“). Als Producer für den Multiplayer laufen bei ihm viele Fäden zusammen, daher verstehe ich nicht, warum man die Prioritäten so ungleich verteilt. Anstatt mehr Personenstunden für das Serverprogramm aufzuwenden, halst sich DICE lieber eine komplette Flut an Gameplay-Initiativen auf! Ammo 2.0 hier, Suppression da, Fahrzeug-Balancing dort. Alles Luxus-Diskussionen, die momentan absolut nicht notwendig sind und jede Menge Test- und Diskussionsstunden verschlingen, die dann bei anderen Dingen fehlen.
Ich glaube, viele Serverbetreiber würden sich weit weniger verschaukelt vorkommen, wenn bereits vor der Open Beta das Offensichtliche kommuniziert worden wäre: Nämlich dass noch keine einzige Codezeile zur Serververwaltung existiert. Das zuzugeben wäre für den Moment unpopulär aber zumindest ehrlich gewesen. Oder ebenfalls unpopulär aber ehrlich wäre es einfach zu sagen: „Wir wollen eigentlich gar nicht mehr, dass ihr Server verwalten könnt, tun aber trotzdem so, als wäre uns das Thema wahnsinnig wichtig“. Aber mit der üblichen Salamitaktik wurden Serverbetreiber lieber vertröstet, hingehalten und auf die „nächsten Wochen“ verwiesen. Schließlich wurde dann Wochen nach Release eine erste Version der Serververwaltung veröffentlicht, die aber viele Admins aufgrund fehlender Features erneut auf die Palme trieb. Die Folge: Spieler wenden sich ab, weil sie ihren Lieblingsserver nicht mehr finden, Bf1-Clans lösen sich auf, kehren zu Battlefield 4 zurück oder wenden sich gleich komplett vom Spiel ab. Durchaus verständlich, wenn man fast keine Möglichkeiten hat, einen eigenen Trainingsserver richtig zu administrieren. Wer will schon permanent auf einem schlecht administrierbaren und bis vor kurzem nicht einmal durch Passwort schützbaren Server spielen? Da klingt es geradezu höhnisch, wenn DICE schon wieder großspurig ankündigt, auf der Gamescom neue (?) eSport-Features für Battlefield 1 vorstellen zu wollen. Das beste eSport-Feature wäre momentan wohl eine gescheite Serververwaltung! Ich will vielen Serverbetreibern nicht die Illusion nehmen, aber bis das Serverprogramm denselben Funktionsumfang wie zu Battlefield-4-Zeiten aufweist, ist Battlefield 1 wohl bereits Geschichte. Und für das nächste Battlefield sollten EA/DICE (wieder) lernen, dass ein gut administrierter Server mit Freiheiten für den Admin keine Gefahr für das Spiel ist, sondern zu einer positiven Wahrnehmung beiträgt.
Der Premium-Pass
Ein zweites Dauerbrenner-Thema ist der Premium Pass, dem offiziellen Community-Spaltungswerkzeug made by EA/DICE. Auch hier krankt es, wie beim Serverprogramm, an der Kommunikation. Vielen Entwicklern bei DICE ist zwar anzumerken, dass sie gerne Maps für alle Spieler zur Verfügung stellen würden, es aber nicht können, weil sie sich an Vereinbarungen (aka Premium-Zeitplan) halten müssen. Unsinnigerweise wurde die Premium-Strategie vermutlich auch noch weit vor Bf1-Release festgelegt! Sehr kurzsichtig wie ich finde, denn viele andere Spielehersteller und Publisher hatten zu diesem Zeitpunkt bereits erkannt, dass so ein Season Pass mit kostenpflichtigen Maps doch nicht das Gelbe vom Ei ist. Selbst vielen Premium-Pass-Besitzern wäre es mittlerweile lieber, wenn Maps für alle Spieler bereitstehen würden. Die bisherige Zwischenlösung: Premium-Friends. Ein zeitbegrenztes Feature, mit dem der Pöbel nun endlich mit den besser betuchten Spielern zusammenspielen darf. Ich gebe zu: Ich habe dieses Feature als brauchbare Option dargestellt. Da war mir allerdings noch nicht klar, dass sich Premium Friends bislang auf kurze Testzeiträume beschränkt und nicht dauerhaft freigeschaltet wird. Also im Endeffekt doch nur wieder ein Marketing-Instrument, um Käufer zum Premium Pass zu locken. Und es ist ja nicht so, dass diese Diskussion um die Teilung der Community ganz neu wäre. Bereits zu Battlefield-3-Zeiten war das ersichtlich. Armored Kill, Aftermath, End Game sowie die DLCs von Battlefield 4 waren in der Spielerschaft schnell Geschichte. Schade um die teilweise richtig guten Maps! Das gleiche Schicksal wird auch die DLC-Maps von Battlefield 1 ereilen, wenn nicht sinnvoll dagegen gesteuert wird. Und damit meine ich nicht halbgare Lösungen wie Premium-Friends. Allerdings habe ich wiederum meine Zweifel, wenn ich beispielsweise von DICE-Level-Designer Matt Wagner (@Kenturrac) auf Twitter lese: „Why do people mostly play non DLC maps in BF3/4 these days? They were/are (not sure about the second one) for free.“. Ich hoffe, dass das ein schlechter Trollversuch sein sollte, es würde mich ehrlich gesagt aber auch nicht wundern, wenn sich die wenigsten bei DICE bisher Gedanken gemacht haben, warum DLC-Maps kaum gespielt werden, obwohl sie irgendwann mal kostenlos waren.
Und was kommt eigentlich in Zukunft? Noch mehr Chaos? Wie soll eine vernünftige Map-Rotation in Zukunft aussehen, wenn mit Premium-Pass-Besitzern, DLC-Einzelkäufern und Nicht-Premium-Pass-Besitzern theoretisch drei unterschiedliche Zielgruppen auf einem Server spielen sollen? Auch Spieler im Frontlines-Modus ohne Premium dürften spätestens nach 10 Runden Argonne und 10 Runden Amiens die Nase voll haben, denn ihre Premium-Mitspieler, die ebenfalls Frontlines, aber auf den Premium-Maps spielen, werden sie im Normalfall selten treffen. Jeder bleibt schön für sich bitte. Wenn ihr mich fragt, sorgt DICE mit ihrem Premium-Flickwerk gerade für noch mehr Chaos, als der Premium Pass eh schon auslöst. Dass der Premium Pass für Battlefield 1 allem Anschein nach weit weniger nachgefragt wird als bei den Vorgängerteilen ist ein Hoffnungsschimmer. Ein Umdenken auf Publisher-Seite scheint trotzdem immer nur parallel zu stagnierenden Umsätzen zu funktionieren.
Die DLC-Releases
Ein dritter Grund, warum sich viele Spieler von Battlefield 1 abwenden, ist die Geschwindigkeit, mit der die DLCs veröffentlicht werden. Ich zähle mich selber zum Spielertyp, der lange Spaß mit den Vanilla-Maps hat, da ich eh nicht so viel Zeit zum Zocken habe, aber Hardcore- und Dauerzocker brauchen schneller neues Futter. Einen Mittelweg scheint es bei DICE hier nicht zu geben. Während man bei Battlefield 3 alle DLCs im Eiltempo rausgehauen hat, liegt bei den Battlefield-1-DLCs gefühlt zwischen jedem ein ganzes Jahr. Auch hier wie bei den anderen Themen: Es folgt eine Ankündigung auf die Ankündigung der Ankündigung, Maps werden aus den DLCs herausgenommen und früher veröffentlicht und schnell zusammengebaute Maps dazwischengeschoben. Ernst nehmen kann man so etwas leider nicht mehr, eher bedauern. Die Folgen: Entweder, die Spieler verlieren gänzlich das Interesse oder aber die Erwartungshaltung für jeden DLC steigert sich derart ins Unermessliche, dass er von vornherein schon den Erwartungen nicht gerecht werden kann. Siehe „They Shall not Pass“, das insgesamt als „Lückenfüller-DLC“ von vielen Spielern wahrgenommen wurde und bereits jetzt schon leere oder kaum verfügbare Server verursacht. Auch hier hat DICE als Notlösung wieder hektisch dagegen gesteuert und die letzten drei DLCs nun in ein halbes Jahr reingepresst. Bei In the Name of the Tsar wird eine Map bereits einen Monat vor dem eigentlichen DLC-Release erscheinen, nur um konstant Content liefern zu können. Hätte man auch schon nach Battlefield 4 drauf kommen können.
Fazit
Ich habe echt das Gefühl, jedes Battlefield braucht mittlerweile sein Aufregerthema. Ohne geht es nicht mehr, das scheint nach den letzten 4 Teilen klar zu sein. In Battlefield 3 war es der Blaufilter, der das Spiel quasi „unspielbar“ machte, Battlefield 4 hatte den schlechtesten und unspielbarsten aller schlechten und unspielbaren Netcodes, Battlefield Hardline hatte es schon von vornherein nicht verdient ein „Battlefield“ zu sein, und Battlefield 1 hat sein quasi nicht vorhandenes Serverprogramm plus weitere „Baustellen“. Aber fällt euch was auf? Bei den früheren Teilen waren es vorrangig technische Aspekte, die zu Diskussionen führten. Bei Battlefield 1 hingegen sind es unglückliche Marketing-Entscheidungen, die die Spieler vom Spiel wegtreiben. Denn technisch kann man dem Spiel wenig vorwerfen: Ein sauberer Launch, tolle Grafik, toller Sound, tolle Atmosphäre und die Kommunikation der Entwickler auf Reddit tragen maßgeblich zur Qualität des Spiels bei. Auf der anderen Seite stehen die drei genannten Punkte Serverprogramm, Premium Pass und DLC-Releases, die wie ein Damokles-Schwert über dem Spiel kreisen und viel schwerer wiegen als ein paar Bugs. Vielen Spielern wäre meiner Meinung nach schon geholfen, wenn DICE weniger ankündigen und offener kommunizieren würde. Schon klar, in einem Weltkonzern mit großen Rechtsabteilungen ist das nicht immer möglich, aber es sollte das Ziel sein. Und nicht zuletzt sollte man das einhalten, was angekündigt wurde. Leere Versprechungen und Hinhaltetaktik haben die meisten Spieler ohnehin satt. Ob EA/DICE lernfähig sind, wage ich zu bezweifeln, wenn ich auf Battlefront 2 schaue. Das bekommt zwar keinen Season Pass, dafür aber Mikrotransaktionen, die nicht nur optischer Natur sind, sondern – nach jetzigem Kenntnisstand – auch die Balance beeinflussen könnten. Keine rosigen Aussichten für das nächste Battlefield, insofern wünsche ich mir für Battlefield eine schnelle Genesung.
Info: Diese Kolumne spiegelt die persönliche Meinung unseres Redakteurs wider und soll als Denkanstoß gesehen werden. Wir freuen uns auf eine sachliche und themenbezogene Diskussion im Forum und in den Kommentaren.
Mitlerweile Zocke ich es gar nicht mehr da ich bei BF3 aufgehöhrt habe. Hab ein Reallife Hobby gefunden und nen anderes Spiel das mich deutlich mehr fasziniert und wo die Community bis auf einige Recken wie hier nicht nur versucht wird vom Publisher ferngesteuert zu werden.
Ergo erst wenn der Geldbeutel bei genug Leuten zubleibt wird sich was ändern...
Und das ist er bei mir seit BF3...
Wir als Spieler haben es in der Hand,leider lassen sich zu viele von den Machern blenden ,sie zahlen für mehr Inhalt,für eine unfertiger Version und lassen sich auf Pay to WIn ein .Nein Danke .Ruhe in Frieden altes Battlefield
es Spiegelt sich wieder was hier aufgeführt wird.
Ich kann mit Bf1 wesentlich mehr anfangen, als mit Bf4. Deswegen spiele ich es auch noch regelmäßig. Was mir allerdings gehörig auf den Senkel geht ist dieses Ankündigen von Inhalten, obwohl die Grundpfeiler (Serverprogramm) des Spiels immer noch sehr wackelig stehen. Für mich ist leider mit Bf1 ziemlich viel "Drumherum" verloren gegangen, da man sich größtenteils nur noch wunderbar anonym auf den DICE official trifft. Die paar Custom-Server, die ich gefunden habe und die mir zusagen sind entweder fast immer leer oder gnadenlos überfüllt (Warteschlange mit 5+ Pers.). Viele Server, die ich noch zu Bf3- und Bf4-Zeiten zu meinen Favoriten zählte, finde ich bei Bf1 gar nicht mehr. Es ist einfach traurig zuzusehen, wie falsche Marketing-Entscheidungen am Spiel nagen.
Zudem stört mich das Leveln in den neueren BF-Teilen. Bei BF2 habe ich mich über jeden Rang gefreut und musste überlegen, welche Waffe ich freischalte, aber jetzt werde ich Colonel Stufe sowieso und merke es kaum.
Die Custom Server interessieren mich relativ wenig, bei BF4 wurde ich zu oft gekickt, weil ich die falsche Waffe verwendet habe usw.
Aber dennoch... Ich suchte es wie am ersten Tag weils mich einfach derbst flasht. Oo
Spiel (für mich zumindest) Ultimativ!
Menu und Join-Funktion, Gruppenverwaltung, Darstellung Origin etc. etc. hat der Lehrling programmiert.