Ausgespielt: EA schluckt DICE

Vor genau zwei Tagen gab Publisher Electronic Arts (EA) die vollständige Übernahme der Spieleentwickler von Digital Illusions CE (DICE) bekannt. Doch was bedeutet das für Spieler? Für notorische EA-Hasser macht es das undifferenzierte Fluchen leichter, für viele ist es nicht mehr als eine Randnotiz am schelllebigen Markt für Computerspiele und für uns als Battlefield-Spieler vielleicht ein Grund zur Besorgnis. Denn wer einen Blick hinter die Kulissen wagt, entdeckt unter Umständen ein wenig mehr als die Eheschließung eines alten Liebespaars. Und nicht mehr und nicht weniger stellen die beiden Unternehmen durch ihre jahrelange Bindung über die Battlefield-Serie dar, die bis auf den Ausflug nach Vietnam ein echter Kracher war und ist.

Spiel mit dem Feuer Die Übernahme hatte sich lange abgezeichnet und so verwundert es kaum, dass sich beide Seiten tief zufrieden zeigen. DICE gehört nun wie Phenomic zur großen Reihe der EA Studios und Paul Lee, seines Zeichens Präsident der Kette, ist begeistert, "dieses Team aus unglaublich talentierten Leuten" in seinen Reihen willkommen zu heißen. Glaubt man dem Manager, haben die Schweden "großes Potenzial zu wachsen, die Battlefield-Serie weiter zu entwickeln und neue Produkte auf den Markt zu bringen". Und DICE täte gut daran sich vor allem den letzten Punkt zu Herzen zu nehmen, denn obwohl der derzeitige CEO und baldige "Studio General Manager" Patrick Soderlund die Übernahme als "großen Schritt vorwärts bezeichnet", bewegt er sich auf dünnem Eis. Glaubt man den aktuellen Meldungen aus den USA und heimische Medien wurde keine zwei Tage nach dem freudigen Ereignis das Studio in Kanada geschlossen, das für Battelfield Vietnam, Special Forces und die letzten Patches verantwortlich zeichnet.

Ungewisse Zukunft

Ist die Meldung wahr, haben 28 Mitarbeiter ihren Job verloren und die Aussagen über einen kontinuierlichen Support für BF2 nach dem Release des Nachfolgers sind mit Vorsicht zu genießen. In Schweden bastelt man nämlich bekanntermaßen seit langem an BF2142 und ohne Studio in Kananda wird die Betreuung des Spiels wohl zwangsweise an andere Stellen übergeben. Vielleicht ist dieser Punkt aber auch genau der Grund für den schnellen Schnitt in Kanada. Ob nun schlecht getestet oder zu hektisch konzipiert, haben Patches gechafft wozu die Konkurrenz nicht in der Lage war: Spieler in Massen zu vergraulen. Was nun wirklich passiert ist und noch passieren wird bleibt unklar. Laut einem englischsprachigen Forum hat EA jedoch eine Dependance in Kananda und die Meldung bei Blue's News basiert auf dem ersten Bericht eines Mitarbeiters. GameStar nennt erst gar keine Quelle und so werden die Mitarbeiter vielleicht nur verteilt statt wirklich vor die Tür gesetzt. Zu wünschen wäre es ihnen jedenfalls.

Ende einer Ära?

So ungewiss wie die Zukunft der Mitarbeiter ist auch die der Fans, die der Serie trotz aller Macken weiterhin so treu wie ein Schäferhund sind. DICE wäre nicht das erste Studio und Battlefield nicht das letzte Spiel, das durch zu viel Einfluss des Publishers zu Grunde ging. Die Trauma Studios sind in diesem Zusammenhang genau so ein Begriff wie Westwood und Origin. Bei Command & Conquer und Wing Commander ging es nach dem Einstieg von EA drastisch bergab. Aus Spielen mit Seele wurden Massentitel, deren Fortsetzungen nie an die Originale heranreichten. Und auch Battlefield ist auf dem besten Weg in diese Richtung. Während der aktuelle Titel mit Mühe und Not von Betafield zu Battlefield gepatcht wurde, arbeiteten die Entwickler bereits an der Fortsetzung. Kaum verwunderlich also, wenn Ende dieses Jahres der Startschuss für die PC-Version von Bad Company fallen würde. Das hat mit dem Battlefield das wir kennen zwar wenig zu tun, aber immerhin sind die Level zerstörbar und DICE entwickelt sich weiter. Vielleicht bekommen wir aber auch Battlefield 3 nach dem Schema der Sportspiele: jedes Jahr aufpolierte Optik, ein paar neue Armeen und ansonsten alles beim Alten. Wie hieß es schon bei Toyota: nichts ist unmöglich.