Bad Company 2: Drei zu eins für die Konsole

Schaut man sich die Spielerzahlen von Bad Company 2 an, drängt sich schnell ein Gedanke auf: der PC ist die größte Plattform für das Spiel. Genährt wird dieser Gedanke durch Aktionen wie die Community Challenge für die Karte Operation Hastings, die auf dem PC deutlich vor Playstation3 oder Xbox360 freigespielt wurde. Betrachtet werden hier jedoch nur die aktiven Spieler und deren Ergebnisse. Ein Blick auf die Verkaufszahlen ergibt ein anderes Bild. Nach unseren Recherchen ist die Konsole dem PC haushoch überlegen – und zwar im Verhältnis drei zu eins.

Sechs Millionen verkaufte Exemplare

Auf das Thema aufmerksam geworden sind wir nach den Wasserstandsmeldungen von Publisher Electronic Arts, der in regelmäßigen Abständen die Verkaufszahlen von Bad Company 2 aktualisiert hat. Zweieinhalb Millionen Verkäufe waren es Ende März und bereits fünf Millionen im Mai 2010. Danach hat sich die Entwicklung verlangsamt. Die Marke von sechs Millionen wurde im November 2010 durchbrochen, womit sich die Verkäufe gegenüber dem ersten Teil mehr als verdoppelt haben. Und ab diesem Punkt wurden wir hellhörig, denn wer ist für die starken Zuwächse verantwortlich? Die Erweiterung auf den PC, die Konsole, oder beide Plattformen?

Kein Kommentar von EA

Eine offizielle Antwort auf diese Frage haben wir nicht erhalten, da weder EA Deutschland noch die Presseabteilung der Zentrale in den USA bereit waren, näher auf unsere Fragen einzugehen. Doch es gibt Zahlen im Netz, aus denen wir zumindest eine grobe Verteilung ableiten konnten. Gefunden haben wir sie auf der Seite vgchartz.com, die Verkäufe für Xbox360 und Playstation3 vom ersten Verkaufstag an ausweist. Und der Detailgrad der Datenn ist so hoch, dass sie sich mit den Angaben von EA kombinieren lassen. Nachdem niemand von EA mit uns sprechen wollte, haben wir genau das getan, auch wenn die Statistiken nicht offiziell bestätigt sind.

Modellrechnungen

Gemacht haben wir das wie folgt: Die Meldung über das Erreichen der Sechs-Millionen-Marke wurde am 3. November veröffentlicht, also exakt 34 Wochen nach dem Verkaufsstart des Spiels. Für diesen Zeitpunkt weist VGChartz in seinen Tabellen 2,61 Millionen Verkäufe auf der Xbox360 und 1,92 Millionen auf der Playstation3 aus. Zieht man diese Werte von der Ausgangssumme ab, verbleiben 1,47 Millionen Verkäufe für den PC. Umgerechnet sind das 24,5 Prozent oder - wie eingangs erwähnt - ein Verhältnis von drei zu eins zu Gunsten der Konsole. Wer die Daten selbst validieren und analysieren möchte, findet am Ende der News wie immer eine Sammlung von Links auf alle unsere Quellen.

Sensationen sehen anders aus

Rein statistisch gesehen ist der PC also die kleinste der drei Plattformen, allerdings muss bei der Betrachtung ein Faktor beachtet werden: die Entwicklungsgeschichte des Spiels. Bad Company 1 war ein reiner Konsolentitel, der gute Kritiken erntete, in der Szene gut ankam und sich am Ende rund 2,5 Millionen Mal verkaufte (Zahlen zu: PS3 | XBox360). Hätte die PC-Version des Nachfolgers die Konsole aus dem Stand überholt, wäre das eine echte Sensation mit gewaltigen Medieninteresse gewesen. Dennoch scheint es angesichts der Zahlen verwunderlich, dass heute mehr PC- als Konsolenspieler online sind. Doch auch dafür gibt es eine Erklärung.

Sofortiger Spielerschwund

Bei einer näheren Betrachtung der Spielerzahlen wird deutlich, dass Bad Company 2 auf der Konsole bereits zwei Monate nach Verkaufsstart deutliche Verluste an Konkurrenztitel verbuchte. Gründe dafür hat Matt Bertz in einem sehr interessanten Blogeintrag bei GameInformer bereits zwei Monate nach Release im Mai 2010 festgehalten. Dabei bemängelt der Redakteur im Wesentlichen zwei Faktoren: die zu geringe Zahl von Karten und die fehlende Langzeitmotivation. Im Gegensatz zu Konkurrenztiteln wie der Call-of-Duty-Serie ist das Ranking bei Battlefield mit dem Hauptcharakter oft nach zwei Monaten voll ausgereizt.

Halo lässt grüßen

Ob es wirklich daran lag, fällt in den Bereich der Spekulation, doch die Zahlen lügen nicht. An den hinterlegten statitischen Daten inklusive des Charts wird deutlich, dass BFBC2 bereits im April Spieler an CoD: World at War verliert. Zur großen Abwanderungswelle hat dann noch ein weiterer Faktor beigetragen: die Halo-Reihe. Schaut man sich die von Bertz hinterlegte Grafik an, ist Anfang Mai eine Steilkurve bei Halo zu sehen, die Bad Company 2 massiv Spieler kostete. Zu diesem Zeitpunkt wurde die Beta von Halo:Reach veröffentlicht. Halo ist in den USA der Platzhirsch und setzt man die Daten von Xbox Live mit VGChartz in Relation, wird schnell deutlich warum BFBC2 so hart getroffen wurde: 1,8 der (stand heute) 2,7 Millionen Exemplare für die Xbox wurden in den Staaten verkauft.

Wo steht Bad Company 2 heute?

Schauen wir uns Bad Company 2 heute an, hat sich die Entwicklung – zumindest auf der Xbox – sogar noch verstärkt. In der Dezember-Übersicht aller Xbox-Live-Titel, die Major Nelson monatlich veröffentlicht, ist das Spiel seit Monaten nicht mehr unter den ersten Zehn zu finden. Dominiert wird das Geschehen von Call of Duty und Halo. Selbst die Releases des Mappacks und eines weiteren Patches Ende November konnte daran nichts ändern. Wer sich selbst einen Überblick verschaffen möchte, findet die Monatsauswertungen im Archiv von Major Nelson. Daten für die Playstation liegen uns leider nicht vor. Klar ist nur soviel: die verkaufsstärkste Plattform bringt die wenigsten Spieler auf.

Letzte Worte

Über die Zahlen und Daten zu den Gesamtverkäufen haben wir jetzt alles gesagt und hoffen ein wenig Klarheit in die Angelegenheit gebracht zu haben. Abschließend möchten wir noch einen Blick auf den deutschen Markt werfen. Konkrete Daten zur Verteilung der Verkäufe zwischen PC und Konsole liegen uns hier zwar nicht vor, da VGChartz Europa, den Mittleren Osten, Afrika und Asien zu einer Region (EMEAA) zusammenfasst, allerdings lässt sich so viel sagen: am 27. Oktober – eine Woche vor der Sechs-Millionen-Meldung – hat EA Deutschland den BIU Sales Award für 500.000 verkaufte Exemplare von BFBC2 erhalten. Eine stolze Summe, denn rein rechnerisch kommt damit jeder zwölfte Spieler aus Deutschland.

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