BF2: Das Wort zum Sonntag

Vor etwa 15 Monaten war das Spektakel perfekt, Battlefield 2 ging an den Start. Weltweit begann eine neue Ära. Zahlreiche Patches, zwei Boosterpacks, sowie ein Addon hüllten den modernen Online-Shooter in einen neuen Glanz. Ranked Server brachten zahlreichen Spielern ihre verdienten Auszeichnungen & Beförderungen. Da fast alles ersetzbar ist, soll dieser aktuelle Battlefield-Titel in Kürze von einem hochmodernen Nachfolger abgelösst werden. Um nochmal in die Geschichte und Idee von Battlefield 2 einzutauchen, hat Lars Gustavsson alles Revue passieren lassen und geht als leitender Designer auf Problemzonen und Aspekte des Spiels ein.

Moderne Kriegsführung

Gustavsson: Als wir mit Battlefield 1942 fertig waren, hatten wir mehrere Möglichkeiten zur Auswahl: Wir hätten in der Ära des 2. Weltkrieges bleiben oder uns am Vietnam-Konflikt versuchen können. Diese Gedanken machten wir uns noch vor dem Entwicklungsbeginn von Battlefield: Vietnam. Wir könnten bis in alle Ewigkeit WK2-Spiele machen, die Spieler scheinen davon nicht gelangweilt zu sein. Als Entwickler willst du aber etwas erstellen, das dich interessiert und daher auch etwas Neues bietet. Daher behielten wir die moderne Kriegsführung immer im Auge. Wir wollten das ganze aber mit allem drum und dran, mit lasergelenkten Raketen und so aufziehen. Eben die Gewissheit, dass dies die Herausforderung an der Sache sein würde, hinderte uns jedoch noch daran, voll in das neue Projekt einzusteigen. Schlussendlich, nach Battlefield: Vietnam, entschieden wir uns aber dies anzupacken, da wir das alle wollten.

Trauma

Gustavsson: Wir sprachen bereits mit den Jungs von den Trauma Studios, als diese noch Desert Combat erstellten. Allgemein spreche ich als Designer sehr gerne mit der Modding-Community. Aus meiner Perspektive sehe ich die Spiele von der Wurzel an, während die Modder vor allem die Oberfläche des Ganzen sehen und sprichwörtlich auszugraben versuchen, was wir vorgesehen hatten. Diese zwei gegensätzlichen Perspektiven ließen interessante Diskussionen entstehen, es kam zu produktiven Gesprächen und wir waren uns einig, dass diese Jungs auf jeden Fall einen sinnvollen Beitrag leisten konnten.

Entsprechend halfen sie uns jede Menge bei den ersten Prototypen des neuen Spiels. Wir schrieben, arbeiteten aus und kamen dabei auf jede Menge Dinge, die wir ausprobieren wollten. Während wir also in Stockholm an der neuen Engine werkelten, setzten diese Jungs unsere Ideen auf Basis von Battlefield 1942 um. Das war harte Arbeit und heraus kamen ein oder zwei neue Versionen ihrer Bemühungen pro Woche und daraus resultierend intensives Probespielen. Das war ein klasse Weg der Erprobung, bevor wir die Neuerungen auf die neue Engine übertrugen.

Realistische Bytes

Gustavsson: Wir hatten vor, das Ganze rund um die Welt spielen zu lassen. Aber wann immer wir eine in unseren Augen interessante Gegend oder Stadt während der Entwicklung ins Auge gefasst hatten und uns diese näher ansahen, ging dort wieder eine Bombe hoch. Wir sahen ein, dass wir darauf kein Spiel machen sollten. Daher gestalteten wir BF2 wieder als den riesigen Sandkasten, in dem schon alle anderen Battlefields spielten: Du nimmst dir einen lose an all das erinnernden Schauplatz, schnappst dir all das Kriegsgerät das du vom Discovery Channel kennst und lässt die Leute damit ihren Spaß haben. Und zwar ohne, dass diese sich zu sehr mit der dreckigen Realität dahinter befassen müssen.

Es leben immer noch Menschen, die den 2. Weltkrieg selber miterlebt haben, in diesem Krieg ließ sich aber wesentlich einfacher zwischen Gut und Böse unterscheiden. Heutzutage ist die ganze Welt ein Grabstein. Uns geht es aber darum, Spaß zu haben. Wir wollen keine zu 100% realistische Simulation der reellen Welt ? wir lehnen das ganze nur an die Realität an.

Kriegstaugliche Mannschaft

Gustavsson: Wir besuchten Schießstände, Museen mit altem und neuem Militärequipment und guckten uns sogar in Duxford die Flugzeuge an. Ich verbrachte einen dreiwöchigen Urlaub in England und besuchte die Fairford Air Show mit allerlei modernen Jets, was wirklich klasse war. Anbei erwähnt würde ich so einen Jet liebend gerne mal fliegen!

In Schweden gibt es die Wehrpflicht, wodurch ein Großteil des Teams etwas militärische Erfahrung hatte, also im Herumfahren mit Panzern und Trucks oder dem Buddeln von Schützengräben. Wir besorgten uns auch Helikopterpiloten, die uns Wissen rund um die Funktionsweise dieser Geräte vermittelte. Die setzen sich schlussendlich auch mit dem Spiel auseinander und halfen uns, das Ganze möglichst realistisch zu gestalten.

Bodenarbeit

Gustavsson: Rückblickend waren wir mit den Vehikeln in BF1942 durchweg zufrieden. Weniger berauschend war hingegen das Spielen als einfacher Soldat. Wann immer man sich umdrehte fühlte es sich an, als stecke man in Kleber fest. Allgemein mangelte es eben an Genauigkeit. Daher stellten wir für BF2 ein extra Team zusammen, das sich auf die Verbesserung der Spielerfahrung als Soldat kümmern sollte. Da waren Netzwerk-Programmierer, Sound-Designer, Animatoren und so weiter drin und tagtäglich konzentrierten die sich auf ein besseres Spielgefühl in den per pedes ausgetragenen Gefechten. In meinen Augen haben wir dabei auch einen großen Schritt nach vorne gemacht ? entschuldigt das Wortspiel. Wenn ich nun zurück zu BF1942 kehre und es spiele, empfinde ich es als Soldat verdammt plump.

Wir sind ein Team

Gustavsson: Wenn man mit den Arbeiten an einem neuem Spiel beginnt, hat man für gewöhnlich einen Haufen Ideen, die man schon in früheren Spielen umsetzen wollte, es aber aus Zeitmangel nie schaffte. Besonders trifft das natürlich zu, wenn man im selbem Lizenzbereich verbleibt. Daneben hat man natürlich immer die Erfahrung aus der Entwicklung des vorherigen Projekts. Die Erfahrungen aus Battlefield 1942 zeigten uns dabei, dass wir jede Menge Spaß beim Spielen im Büro hatten, uns gegenseitig anschrieen und Befehle zubrüllten. Kaum war das Spiel veröffentlicht und wurde im Internet gespielt, war von der Teamarbeit aber nicht mehr viel zu sehen. Darum wollten wir uns bemühen und es verbessern und diese Verbesserungen kamen in Form des Kreis-Menüs, das im Vergleich zu den bisher benutzten schwerfälligen Tastenkommandos schon mal ein großer Fortschritt war.

Testen, Testen, Testen

Gustavsson: Wir probierten mit einigen neuen Game-Modi herum, hielten aber keinen für so gut, als dass er den guten alten Conquest-Modus ersetzen konnte. Wir wollten auch unbedingt Capture-the-flag ins Spiel bekommen, der Modus wurde im Zuge der Tests schlussendlich aber wieder verworfen. Wie versprochen wollten wir 64-Spieler-Matches abliefern und hatten daher rund 150 Leute am testen. Neues Spielmodi auszuprobieren und gleichzeitig nach Bugs zu suchen klappte aber nicht ? uns fehlte einfach die Zeit. In BF1942 und Codename: Eagel war ich ein großer Anhänger des CTF, das durch die Vehikel eine Dynamik erhält, die man in keinem anderem Shooter findet. Als wir all das als großes Ganzes betrachteten, wollten wir uns aber auf das Teamwork und all die anderen kleinen Dinge fokussieren anstatt auf Biegen und Brechen noch weitere Spielmodi abzuliefern, nur um sie hinten auf der Packung nennen zu können.

Ein Rückblick

Gustavsson: Zuallererst sei gesagt, das wir dem durchgehendem Ranking und freischaltbaren Gegenständen zu Beginn misstrauisch gegenüber standen. Das Ranking-System ging in Ordnung, wir wollten aber niemanden, der gut spielte, schnell die Ränge durchlief und durch das Freischalten neuer Dinge nochmals besser wurde. In einem Spiel, das du auszubalancieren versuchst, schien uns das nicht als guter Weg zum Wahren eben jener Balance. Schlussendlich haben wir es durch die Einführung von freischaltbaren Waffen geregelt, die in einem Aspekt besser, in einem anderem wiederum schlechter waren. Damit hat es meiner Meinung nach gut funktioniert.

Bugs

Gustavsson: Der Start war alles andere als gut, als der erste Patch so viele neue Bugs brachte wie er alte ausbesserte. Unsere Test-Methoden waren damals nicht sonderlich gut, gerade in der Phase zwischen dem Ausbessern von Bugs und des Nachprüfens. Wenn man zweieinhalb Jahre seines Lebens hart an der Herstellung eines guten Spiels gearbeitet hat, regt es einen auf, wenn ein Teil dessen Rufs durch Bugs beschmutzt wird. Daher stand das Ausbessern der Fehler immer weit oben auf unserer Prioritätenliste. Das gesamte vergangene Jahr bestand also im wesentlichem aus Verbesserungen am Bestehenden und nun sind wir soweit, dass wir einen offenen Beta-Test für BF2142 machen. Damit wollen wir sichergehen, ein ordentliches Spiel abzuliefern und bis dahin war es bereits ein langer, harte Weg.

Schlusswort

Gustavsson: Was mich wohl am meisten überrascht hatten, war der Aspekt des Rankings und wie begeistert die Leute sich damit befassten. Nach der Veröffentlichung waren sämtliche Ranking-Server voll bis oben hin und wir mussten schnell Neue heranschaffen, damit die Leute spielen konnten. Wir sind glücklich damit, wie es sich entwickelt hat und wissen nun, dass Battlefield ebenso Spiel wie auch eine Beschäftigung ist. Sämtliche Spieler reden von ihren ?Stats?, sogar mein Bruder, ein richtiger Battlefield-Freak. Es bringt das Spiel in eine vollkommen neue Dimension und belohnt einen durchgehend für die eigenen Leistungen ? anders als Spiele, die einen nur für eine bestimmte Zeit fesseln...

Text übersetzt und freundlicherweise zur Verfügung gestellt von ulk aus dem Team von Battlefield2.info.