Böse neue Spielewelt
Texter sind auch nur Menschen und manchmal lassen sie sich wider besseres Wissen zu meinungsgetriebenen Beiträgen hinreißen. Vor allem wenn sie zu tief in das Thema involviert oder sogar selbst betroffen sind. So geschehen heute Morgen in einem eher unglücklichen Versuch, im Rahmen der News zum neusten Beta-Patch zu Battlefield 2142 das Thema Spielentwicklung aufzugreifen. Da Selbsterkenntnis aber bekanntlich der erste Schritt auf dem Weg zur Besserung ist, möge man mir den Fehler verzeihen. Für die Zukunft gelobe ich Besserung. Das Thema bleibt jedoch spannend und hat mehr als einen Absatz verdient.
Generation Patch
Fakt ist, dass Spiele inzwischen in immer kürzerer Zeit entwickelt werden und dabei immer höheren Ansprüchen genügen müssen. Das schlägt sich auf die Qualität nieder, was man aktuell Genre-übergreifend beobachten kann und gerade im Fall von EA inzwischen auch von Analysten kritisiert wird. Kunden Zahlen 50 Euro und mehr, um den ersten Patch schon direkt nach dem Verkaufsstart präsentiert zu bekommen. So geschehen unter anderem bei Neverwinternights 2, Armed Assault und etlichen anderen jüngst veröffentlichten Spielen. Weit fortgeschrittene Versionen, die eben doch noch nicht ganz fertig sind. GameStar-Chefredakteur Gunnar Lott schlägt deshalb in seiner aktuellen Kolumne (Heftausgabe) vor, den Kaufpreis von der Funktionalität abhängig zu machen und das Geld bis nach der Installation in einem Treuhandsystem zu parken. Grobe Schnitzer sollen sich demnach auf den Preis auswirken. Dabei spricht er auch den Teil der Spieler an, die bis zu einem Kauf inzwischen erst einmal ein paar Monate und damit die schlimmste Patcherei abwarten. Den schwarzen Peter haben alle, die weiterhin kaufen. Gemein hin "First Mover" oder auch Stammkunden genannt.
Die dunkle Seite der Macht
Ein weiterer Faktor ist Schönfärberei durch die Medien, die es eigentlich ja gar nicht gibt. Gemauschelt wird viel und längst nicht nur in der Spielepresse. Kaum ein Medium kann oder will es sich heute leisten Kooperationspartner zu verärgern, weshalb manches schön geschrieben wird und wo selbst das nicht geht, schlicht einfach gar kein Text erscheint. Dazu gesellen sich noch Platzierungen von Texten für geschätzte Kunden, oft versetzt damit es weniger auffällt. Ob redaktionell gehalten oder nicht, sind selbst solche kleine Gefälligkeiten für Medienethiker schon zuviel. Die Unabhängigkeit der Presse ist in Gefahr, wenn sie überhaupt noch gibt. Ein Tabuthema über das man normalerweise nicht redet. Im Bereich Spiele haben sich nun jedoch die 4Players zum ersten Mal an das heiße Eisen gewagt und zeichnen in der fiktiven Kolumne Bei Anruf Award und dem Folgebeitrag in Form eines anonymisierten Interviews ein dunkles Bild von der Schattenseite des Spieljournalismus. Ein Bild von Einflussnahme und Druck der Publisher auf die Presse. Demselben Verdacht sehen wir uns in den letzten Monaten ausgesetzt, obwohl wir weder Geld von EA bekommen noch von Anzeigen abhängig sind.
Nicht alles, was Patch heißt, ist böse
Die Berichte seien zu unkritisch, die Texte zu lasch. Zu wenig Kritik und zu wenige Finger, die bei Reizthemen wie Bugs und Cheatern nachbohren. Aber sind wir das wirklich? Die Frage zu beantworten ist nicht einfach und bevor wir es versuchen müssen wir klar zwischen Spiel und Patch trennen. Denn das sind zwei paar Schuhe und der Relaese eines Patchs bedeutet heute nicht zwangsweise ein Problem mit dem Spiel. Die Beurteilung ist und muss abhängig von der Situation bleiben. Für jedes Spiel und jeden Patch. Wenn ein Spiel beim Release vor Fehlern strotzt und die Majorität der Spieler unter Flüchen nach der Ursache von Bluescreens und Back-to-Desktop Problemen sucht, sind Patches die mindeste Antwort und Flüche angebracht. Anders sieht das bei Produktupdates aus, die neue Inhalte und Veränderungen am Spiel bringen. Vor allem solche, in denen man überwiegend den Wünschen des harten Kerns der Zockergemeinde nachkommt, der sich die Mühe macht und seine Wünsche über Foren und andere Feedbackkanäle äußert. Dem Kunden alles Recht zu machen gehört bei einem Computerspiel nämlich noch lange nicht zur Selbstverständlichkeit. Und wenn im Rahmen dieser nachträglichen Justierungen auch gleich ein paar gemeldete Fehler behoben werden umso besser.
Und Battlefield?
Entscheidend für solche Produktupdates ist deren Qualität. Ein Patch, der zehn kleine Fehler behebt und dafür einen gravierenden einschleppt, ist unschön und unnütz. Kritik ist erlaubt, angebracht und auch sinnvoll. Aber auch hier muss berücksichtigt werden, wie schnell nachgelegt und der Fehler behoben wird, was von Fall zu Fall unterschiedlich lange dauert. Im Falle von Battlefield 2 mehr als drei Monate, beim CTD-Problem mit Battlefield 2142 nicht einmal drei Tage. Blickt man zurück, hat diese Form der Beurteilung mit dem Release von Battlefield 2 im Jahr 2005 sicherlich seinen Höhepunkt erreicht. Das Spiel verursachte bei einem Großteil der Spieler massive Probleme und auch das Balancing war für viele nicht ausgereift. Und so wurde lange Zeit herumgedoktert, bis man ab einem gewissen Patchlevel von einem akzeptablen Ergebnis sprechen konnte. Diesen Erfolg und die gerade eingekehrte Ruhe machten DICE und EA mit dem Release des Updates auf Version 1.3 zunichte, das nicht nur heiß diskutiert wurde, sondern durch seine Fehler und den danach erfolgtem massiven Aufschrei zu einem Umdenken führte. Zum ersten vorab zugänglichen Beta-Patch für Battlefield 2 und der darauf folgenden Beta-Phase von Battlefield 2142. Das ganze in Form eines halb-öffentlichen Massentests für 20.000 Spieler, die abseits der Suche nach Fehlern auch die Möglichkeit der Einflussnahme auf die Gestaltung des Spiels hatten. Als Folge wurden viele Aspekte des Spiels umgekrempelt, Features gestrichen und andere hinzugefügt. Bugs waren am Ende dennoch im Spiel, und zwar solche die Spieler und Entwickler übersehen haben.
Gang nach Canossa
Wir, oder besser ich, müssen uns deshalb selbst Lügen strafen. Bei der Betaversion des neuen Patches für Battlefield 2142 ist kein fader Beigeschmack. Hier werden zwar auch Fehler behoben, aber genau so viele wenn nicht sogar mehr Änderungen im Sinne und zur Zufriedenheit der Spieler durchgeführt. Eine Produktverbesserung im Sinne des Kunden. Und Bugs, ja mit Bugs ist es so eine Sache. So etwas wie ein komplett bugfreies Spiel gibt es angesichts des heutigen Patchwork-Aufbaus von PC-Systemen, unterschiedlich konfigurierter Betriebssysteme und dem zunehmenden Einfluss von Treibern, Mal- und Software schlicht und ergreifend nicht mehr. Es wird immer irgendetwas geben, das nicht funktioniert. Und abseits der Frage, ob der Fehler im Spiel oder vorm Bildschirm sitzt, ist selbst im Fall der Fälle immer noch zu klären ob es sich dabei um viele einzelne Effekte oder einen großen Einzeleffekt handelt. Man muss Differenzieren und einzelne Faktoren gegeneinander abwägen. Und so kommt man am Ende vielleicht zu dem Schluss, dass der letzte Patch für BF2 Mist war und der für BF2142 in seiner Wirkung noch nicht abzuschätzen ist. Er bringt den gewünschten Beobachter-Modus, frei konfigurierbare Unlocks auf Unranked-Servern und wenn er das ohne neue Probleme ermöglicht, warum nicht? Sollten nach dem Release erneut Massen-CTDs auftreten ist immer noch genug Zeit die Peitsche zu schwingen und durch Threads und Feedback an die Community-Manager deutlich zu machen: Jungs, das war nichts.. Wir haben ? und werden ? die Beurteilung von Patches deshalb zukünftig wieder von diesen Faktoren abhängig machen. Versprochen.
Cheers! PunK
edit: Minor Bugs fixed...
Aber echt geiler Text Punk, respekt!!
Mal schauen wie sich das noch entwickelt.
gut mach weiter so
bald kommt bestimmt noch kostenpflichtige patches
mfg Cope2
Und zu hoffen das es das nächste Mal besser wird?
Nee...das ist/war mir persönlich als Kunde zu wenig. Aber ich bin auch schon alt, und brauche das Geld.
Hab das ganze mal zur Tapierherde geleitet, vieleicht gibts ja noch einen weiteren "kleinen" Insidercomment.
Dazu kommen divierse Fehler im Spiel, zb. der Lag beim bewegen des Titans oder glitchen in Wänden. Anstatt man den Fehler des Lags behoben hat, lässt man nun den Titan einfach stehen, sobald das Schild runter ist. Anstatt man die Möglichkeit des Wallglitchens mittels Squad Beacons unterbunden hat, kann man nun einfach nicht mehr im Titan spawnen. Das alles wirkt für mich eher wie ein Flickenteppisch, als die Behebung des Problems. Mit den Titanabwürfen sieht es genauso aus. Anstatt man den Fehler beseitigt hat, bekommt man nun einfach kein Pin mehr, für die Abwürfen. Diese Liste könnte man ewig so weiterführen.
Die Liste des Betapatches sieht zwar auch schön Lang aus, trotzdem wurden dort veränderungen gemacht, welche ich nie in irgend einem Forum gelesen habe. Das ganze erninnert mich stark an Battlefield 2, wo die möglichkeit des Squad joinens entfernt wurde, wenn man tot war. Wo gab es die massen an Spieler die sich darüber beschwert haben. Ebenso sah es mit den Buggys aus, welche man nun plötzlich vom Himmel werfen konnte. Sicher, keine schlechte Idee, welche aber mehr Probleme als Vorteile gebracht hat.
Genrell bin ich der Meinung, das gravierende Veränderungen am Spiel, vom Kunden selbst bestimmt werden sollte. Dies sollte eigendlich durch ein Voting passieren. Wenn ich mir ein Auto kaufe, möchte ich ja auch nicht, das mir der Hersteller nach einem halben Jahr plötzlich ein neuens Amaturenbrett einbaut oder mir andere Reifen an den Wagen klatscht.
Der Hersteller eines Spiels, sollte sich daher lieber nur auf gravierenden Fehler kümmern und nicht versuchen, am spiel rumzudoktorn um neue Ideen die erst nach der Fertigstellung einfallen sind, einzubauen.
Ich habe bis vor kurzen die Beta Version des neuen Battlefield 2142 Patch getestet. Noch immer gibt es die gleichen Bugs wie bei der Version 1.06 obwohl nach angaben des Changelogs diese behoben sein sollten. Sicher es ist eine Beta, aber wenn ich ein Spiel so dermassen testen muss, bevor es für mich Spielbar ist, möchte ich entweder etwas von meinem Geld zurück, oder am Gewinn beteiligt werden. Da aber beides sich nicht erfüllen wird. Hoffe ich das EA an Battlefield 3 mindestens bis 2009 arbeiten wird. Aber auch das wird wahrscheinlich ein Wunschtraum bleiben und wir werden uns wohl schon in ca. 8 Monaten die ersten Promotion Videos zu Battlefield 3 anschauen dürfen.
In diesem Sinne, noch einen angenehmen Morgen.
PS.: Wer Fehler findet, darf sie behalten, hab jetzt grad keine Lust den ganzen Text nochmal zu überfliegen, Freundin warte auf mich und wollte nur ebend nochmal schnell meine Gedanken zu diesem Thema aufschreiben.
Wie immer P0rn0