News Starwars: Battlefront Battlefront-Kolumne: Der vermeidbare Shitstorm

Battlefront-Kolumne: Der vermeidbare Shitstorm

Battlefront-Kolumne: Der vermeidbare Shitstorm
von panzerfahrer 20.11.2017 8 Kommentare

Fünfter Akt: Sofort Abschalten!

Nun ist also ein Spiel erschienen, das viel Potenzial besaß, aber durch eine notwendige Diskussion zum Mikrotransaktionssystem überschattet wurde. Dabei gibt es Höhepunkte: Die tollen Raumschlachten von Criterion zum Beispiel, oder der wie immer sehr hohe Standard bei Animation und Präsentation. Es wäre dem Spiel und allen Star-Wars-Fans zu gönnen gewesen. Stattdessen nehmen nun sogar spieleferne Massenmedien wie Spiegel Online, Stern online oder auch CNN das Spiel ins Visier und warnen davor, es sich unter den Weihnachtsbaum zu legen. Nachdem zunächst die Heldenpreise extrem reduziert wurden, zog Disney am Releasetag die Reißleine. Wie mehrere Quellen berichten soll es ein Gespräch zwischen Jimmy Pitaro (Head of Consumer Products bei Disney) und Andrew Wilson (CEO von Electronic Arts) gegeben haben, das die Änderung eingeleitet haben soll. Alle Echtgeldtransaktionen wurden vorübergehend abgeschaltet, das Progression System existiert jedoch weiterhin. Dabei ist auch dieses Manöver kein „Geschenk“ an die Spieler, sondern ein rein wirtschaftlich nachvollziehbares Verhalten: Zum einen Schadensbegrenzung, um die Verkäufe anzukurbeln, zum anderen um noch ein paar gute Reviews mitzunehmen. In ein paar Wochen, wenn der Trubel verflogen ist, fährt man die Echtgeldtransaktionen wieder nach oben. Dabei ist der Wertungsdurchschnitt, der von vielen Publishern als Erfolg für ein Spiel angesehen wird, kaum mehr zu retten. Ein Schnitt im 70er-Bereich war sicher nicht das Ziel. Die deutsche Spieleseite 4Players vergibt gar nur 59% und über Metacritic reden wir besser erst gar nicht. Nicht mal die reinen Singleplayer-Spieler werden mit der rund 5-6 Stunden dauernden Kampagne glücklich - zumindest nicht, wenn sie sich das Spiel zum Vollpreis für immerhin rund 60 Euro zulegen. Und eine Rückkehr der Echtgeldtransaktionen ist bereits angekündigt.

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Die Moral von der Geschicht‘

Abschließend steht also fest: Gewinner gibt es keine! Ein Großteil der Spieler ist verärgert, die Entwickler machtlos, Publisher und Investoren sind nicht zufrieden. Und Disney erhält obendrauf kurz vor dem Erscheinen des achten Star-Wars-Films „Die letzten Jedi“ jede Menge Negativpresse. Battlefront 2 ist ein Musterbeispiel dafür, wie aus einer positiven Anfangsstimmung ein Shitstorm großen Ausmaßes entstehen kann. Dabei offenbart die Diskussion um Battlefront 2 nur die Symptome einer viel tiefersitzenden Ursache. Lootboxen sind eine völlig banale und sinnbefreite Art „Gameplay“ vorzutäuschen – egal ob sie kosmetisch oder spielbeeinflussend sind. Das gilt für Battlefront 2 im Besonderen, aber auch für Spiele wie Forza Motorsport 7, Call of Duty WW2, FIFA18, For Honor, GTA Online, Mittelerde: Schatten des Krieges oder auch Assassin's Creed Origins. Kaum ein Genre, das nicht davon betroffen wäre. Und in gewisser Weise gehören auch Overwatch und Rainbow Six Siege mit auf die Liste, denn beide Spiele haben die Spielmechanik im Vollpreis-/Triple-A-Segment salonfähig gemacht, obwohl sie ursprünglich für eine ganz andere Spielausrichtung gedacht war. Solange das stupide Kaufen und Öffnen von Kisten oder das Hin- und Herschieben von Karten als zentrales Element des Spieldesigns angesehen wird und Spieler dieses stillschweigend akzeptieren, wird sich an der momentanen Situation wenig ändern. Das was Spiele ausmacht wie z.B. Spieltiefe, das Gefühl von Immersion, die Vorstellung in einer anderen Welt zu sein, entsteht nicht durch unendlich viel Grind, den Kauf von Boxen oder bunte Plastikhüte, sondern durch einen durchdachten Spielaufbau, durchdachte Gameplay-Mechanismen und nicht zuletzt durch einen Immersionsgrad, der den Wunsch nach irgendwelchen Beutekisten erst gar nicht aufkommen lässt.

Eine notwendige Diskussion

Star Wars Battlefront 2 hätte viele Aspekte davon bereits gehabt, aber anstatt sich auf das Gameplay zu konzentrieren wurde das Spiel um einen Mikrotransaktionskern herum gebaut und somit unnötigerweise viel von der Strahlkraft der Star-Wars-Lizenz verheizt. Und so plump sich dieses Argument auch anhört: Natürlich war es auch ein Stück weit die Profitgier, die dieses Spiel dorthin gebracht hat, wo es momentan steht. Diese Diskussion um Ingame-Käufe, Echtgeldtransaktionen, Lootboxen und vieles mehr ist notwendig! Denn Spieler und Tester sollten dieses Verhalten der Publisher nicht tolerieren und ihre Meinung dazu kundtun. Es werden sicher noch einige Shitstorms vorüberziehen, bis das Spieldesign wieder einen Weg einschlägt, der Kunden nicht wie Lemminge oder Melkvieh behandelt, sondern sich wieder auf gute und spaßige Spielaspekte konzentriert. Ob auf Seiten der Publisher allerdings ein Lerneffekt einsetzt, darf bezweifelt werden. Der Kunde kann allerdings dafür sorgen, dass die "Machtverhältnisse" wieder ausgewogen sind. Möge die Macht mit euch sein.

Info: Diese Kolumne spiegelt die persönliche Meinung unseres Redakteurs wider und soll als Denkanstoß gesehen werden. Wir freuen uns auf eine sachliche und themenbezogene Diskussion im Forum und in den Kommentaren.

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20.11.2017 20:58 Rupert_The_Bear
"Es werden sicher noch einige Shitstorms vorüberziehen, bis das Spieldesign wieder einen Weg einschlägt, der Kunden nicht wie Lemminge oder Melkvieh behandelt, sondern sich wieder auf gute und spaßige Spielaspekte konzentriert. Ob auf Seiten der Publisher allerdings ein Lerneffekt einsetzt, darf bezweifelt werden. Der Kunde kann allerdings dafür sorgen, dass die "Machtverhältnisse" wieder ausgewogen sind."

Dem ist nichts hinzuzufügen :) Die Hoffnung stirbt zuletzt!
20.11.2017 21:56 Elbarto
Aber sie stirbt
20.11.2017 23:44 DaWallace
Wie groß wird wohl der Teil an Zocker sein, die es eben wegen diesem Grund boykottieren und wie viele Kiddies werden eben genau dieses SW:BF2 unterm Tannenbaum wieder finden? Die Verkaufszahlen werden trotzdem hoch sein und EA wird es sicher einen Rotz interessieren, dass es "Aufständische" gibt/gab. Money money money,Must be funny,
In the rich man's world...
21.11.2017 00:46 TASS
Wie immer hervorragende Arbeit von Kollege Panzerfahrer, kann ich eigentlich nur unterschreiben.

Ob man bei EA wirklich nachhaltig daraus lernt? Ich wage es zu bezweifeln. Und doch ist Battlefront 2 ein Publishing-Disaster wie wir es lange nicht erlebt haben. Dass EA in Mainstream-Medien schlechte Presse hinnehmen muss und dafür dann auch noch Druck von seinem Lizenzgeber (Disney) bekommt, das ist sicher einmalig. Und es wird Geld gekostet haben.

Die Uhr lässt sich leider nicht zurückdrehen. Das betrifft sowohl Battlefront 2, als auch den Markt als Ganzes. Aber vielleicht hat EA ja immerhin genug gelernt um sich und uns in naher Zukunft zumindest ein weiteres Disaster dieser Art zu ersparen, völlig ohne dafür zur Wohlfahrtsorganisation zu werden.
21.11.2017 19:44 Nightmare
Na ja Tass, sagen wir es mal so...
Es ist ein beweiß das EA und Dice bis zum heutigem Tag aus der Vergangenheit nichts gelernt haben für mich man bedenke nur mal die letzten 10-12 Jahre...
Und die Hoffnung das, dass Kapital (EA) lernt die hab ich aufgegeben!
Ich spiel mitlerweile immernoch vieles, aber keine EA Titel der letzten 10 Jahre mehr, da bin ich drüber hinweg. Die Erinnerungen an bessere Zeiten als DICE noch eigenständig war, sind nur noch die Reminiszenzen eines mitlerweile in die Jahre gekommenen ehemals jungen Mannes der mal in der Moddingwelt unterwegs war, ein Begriff der bei EA in den letzten 8-10 Jahren nicht mal mehr ernstgemeint im Wortschatz stand/vorkam.
Insofern es war schön, aber es hat auch ein Ende.
22.11.2017 18:06 TASS
Das ist alles nicht verkehrt. In vielem ist EA in diesen Jahren aber Marktrends gefolgt. Und ich behaupte jetzt mal: wirtschaftlich erfolgreich. Wie groß die wirtschaftlichen Folgen dieses Publicity-Disasters sein werden wird sich noch abschließend zeigen müssen. Es unterscheidet sich in Art und Reichweite aber grundlegend von Beispielen aus den 8-10 Jahren, die du angesprochen hast. Time will tell...
24.11.2017 14:11 alterRasierschaum
Schadenfreude ist die schönste Freude :ugly: ... besten Dank für die Analyse zum vermeidbaren Shitstorm, den hätte der Saftladen eigentlich schon früher verdient gehabt. Allerdings wird dieser wie schon angemerkt wurde wohl nichts von dem bewegen was uns bewegt.

Eigentlich mag ich das gar nicht so schreiben, aber es ist halt auch wieder eine Art "Abbild unserer Gesellschaft". Am heutigen BlackFriday geht es um den ungehinderten und rücksichtlosen Konsum, die KosumEnten sind in ihrem Element. Man nimmt sich einen Tag Urlaub um in Völkermassen unter zu gehen und um sich um 90% reduzierte Tennissocken zu balgen, obwohl man kein Tennis spielt. Oder um sich eine neue Glotze zu kaufen weil die alte noch schwarzweiss ist und die Katze wegen der Ultraschallfernbedienung beim Senderwechsel die Wände hochkriecht :ugly:

Naja, kann ja sein, aber was will der alte Sack denn nun damit sagen ¿? - Die grosse Mehrheit interessiert sich nicht, liest zB das auf dieser Seite hier geschriebene nicht. Die ganzen Abzockmechanismen der Publisher haben sich dermassen etabliert und sind für die grosse Mehrheit der Zocker normal, wenn nicht sogar egal.

Ich selber habe ja vor langer Zeit selber scharf auf die DLC-Geschichten geschossen (BF2:AF und BF2:EF), NIEUNDNIMMER werde ich jemals Knete für sowas ausgeben ... tatsächlich bin ich heute soweit dass ich gerne Extrakröten für DLCs ausgebe. Der HomoSapiens ist halt von der Natur her ein Opportunist, so wie Du, so wie ich.

Oder konkreter : BF war modbar und hat dadurch nebst den reinen Konsumenten auch die kreativen Macher vereint. Nun ist es halt nur noch ein Teil für Konsumenten. Aber wäre an der Geschichte etwas anders, wäre BF heute noch modbar ? Hätte das einen Einfluss auf den Konsum von BF ?

Nein, ich modde seit 10 Jahren für ein anderes Spiel. Seinerzeit gab es jährlich um die 1000 Mods für das Spiel, bei weltweit etwa 100000 Spielern. Heute wird das Spiel von weit über 500000 gespielt, ist immer noch modbar, die Zahl der jährlichen Mods liegt aber weit unter 1000. - Die KonsumEnte bestimmt den Markt, und die will konsumieren und bezahlt für den Papierhut gerne Extrageld. Den Papierhut hätte man früher in ein paar Minuten selber gefaltet oder gemoddet und der Community zum Frass vorgeworfen. Mit Papierhüten wird aber heute BigBusiness gemacht, weshalb der Shitstorm am Ende nicht relevant für die Papierhutindustrie ist :ugly:

Kann sein das mein Text unübersichtlich und unverständlich ist, das macht aber nix, ich trage statt Papier- einen Aluminiumhut ... davon kriegt man halt Alzheimer statt Druckerschwärze :D
24.11.2017 17:18 scratchy
Alter^^