Battlefield 1 Kolumne: Die Karawane zieht weiter
"Die CTE, das ist ne feine Sache, das Spielen dort war Ehrensache! Doch alles hat nun mal ein End', nicht dass ihr noch den neuen Teil verpennt. Nach einem Jahr ist’s nun vorbei, wir sagen deshalb schön bye bye! Und könnt ihr euch nicht von ihr trennen, vielleicht klappts im Oktober, in den Ardennen!" Tädäää, Tädäää, Tädäää!
Mit dem Frohsinn der fünften Jahreszeit lassen sich ja bekanntlich selbst die unpopulärsten Meldungen besser wegstecken. Deswegen fallen wir gleich mal mit der Tür ins Haus: Das Community Test Environment für Battlefield 1 soll heute auf allen Plattformen zunächst abgeschaltet werden. Tädäää, Tädäää, Tädäää! Wer jetzt weinend inmitten seiner Kamelle liegt, der sollte aufhorchen, denn wie immer bei weniger populären Nachrichten setzt DICE der Meldung noch eine schlichte Relativierung im Stil von „… something new is coming“ hinzu. Was vermutlich dahinterstecken könnte und welche Auswirkungen dies auf Battlefield 1 haben könnte, schauen wir uns in dieser Kolumne mal genauer an.
CTE als Kosten- und Zeitfaktor
Auch wenn viele Spieler das Community Test Environment als wohltätige Nebenher-Veranstaltung begreifen, ist die Testumgebung nüchtern betrachtet ein Kosten- und Zeitfaktor für Publisher und Entwickler. Ständiger Zeit- und Kostendruck um frühe Versionen von Testinhalten bereitzustellen, hoher personeller Aufwand für die Auswertung von Spieler-Feedback und nicht zuletzt die Bereitstellung passender Server-Infrastruktur. Daher ist die CTE wahrlich kein kostenloser Service eines wohltätigen Publishers um spielvernarrte Fans glücklich zu machen. Und genau deswegen ist EAs Entscheidung "Pro CTE" umso deutlicher wertzuschätzen, denn immerhin durften Battlefield 4 und Battlefield 1 auf diesem "Spielplatz" reifen. Auf der anderen Seite ist es die logische Konsequenz, sich irgendwann von diesem teuren Spielplatz zu trennen, wobei Abschaltung nicht mit völliger Beendigung gleichzusetzen ist.
Konzentration auf den neuen Battlefield-Teil
Captian Obvious hatte es schon lange vorhergesehen: Ein neues Battlefield erscheint im Oktober 2018. Da tut man gut daran, die Spielerschaft bereits frühzeitig darauf einzustimmen und die meisten Spieler mitzunehmen. Und das klappt eben am besten, wenn es beim aktuellen Serienteil nicht mehr allzu viel zu tun oder zu entdecken gibt. Was liegt da näher, als mit der Abschaltung nicht spielrelevanter Dinge wie der CTE anzufangen. Randnotiz: Obwohl sich Battlefield 1 gut verkaufte, bekommt es bei der täglich aktiven Spielerzahl noch immer Konkurrenz durch Battlefield 4, das in Spitzenzeiten rund 40.000 Spieler plattformübergreifend an sich bindet. Ein ordentlicher Wert für ein fast fünf Jahre altes Spiel und weniger gut für Battlefield 1. Die CTE-Abschaltung hat also in erster Linie viel Symbol-Charakter nach dem Motto: „Gehen Sie weiter, hier gibt es nichts mehr zu testen!“
Apocalypse als Luftnummer
Dass es schnurstracks auf einen neuen Serienteil zugeht, sieht man ebenso gut am letzten Battlefield-1-DLC „Apocalypse“. Dieser folgt, gemessen an den üblichen DLC-Release-Zyklen, regelrecht im Eiltempo auf Turning Tides. Die ersten Apocalypse-Builds wurden geradezu an wenigen Tagen durch die CTE gehetzt, um dann fast flehend über alle Kanäle doch immer wieder darum zu bitten, noch schnell den Feedback-Fragebogen auszufüllen. Dass die meisten Spieler die Luftkämpfe für unausgewogen hielten und offenbar noch viel Feintuning notwendig ist – Schwamm drüber. Der DLC erscheint noch diesen Monat. Punkt. Denn nichts wäre störender als ein DLC-Release für ein „altes“ Spiel mitten in den ersten Marketingkampagnen für den neuen Teil. Die komplette Aufmerksamkeit soll vollständig auf dem neuen Teil liegen, der Pre-Order-Button ist nicht mehr fern. Gehen Sie weiter, hier gibt es nichts mehr zu spielen!
Quo Vadis Incursions?
Neben Inhalten für Battlefield 1 hat DICE ja noch Incursions in der Entwicklung. Ein ambitioniertes Projekt, um im kompetitiven Bereich endlich Fuß zu fassen. Obwohl seit dem Start von Incursions immer wieder neue Inhalte veröffentlicht wurden und beständig Updates kommen, ist noch nicht genau klar, wohin DICE eigentlich damit will und vor allem, wer das eigentlich noch spielen soll. Während DICE dem Projekt anfangs Exklusivität und begrenzten Zugang verpassen wollte, werden jetzt ganz im Stil von „Wolle mer se rein lasse?“ massenhaft Keys verschickt, um überhaupt halbwegs Spieler für vernünftige Matches zusammenzubekommen. Denn wer sich ernsthaft mit Incursions beschäftigt hat, muss feststellen, dass es erstens mühsam ist, überhaupt ein passendes Spiel zu finden und zweitens, dass noch ein weiter Weg vor dem eSport-Ableger liegt. DICE arbeitet hierfür mit Vertretern der Ligen zusammen und hat sogar Anfang letzten Jahres eigens für Incursions einen Community eSport Manager gesucht, dennoch liegt noch viel Arbeit vor den Entwicklern. Oder, und das liegt näher, ist es eher so, dass Incursions sich nie wirklich etablieren soll und eher als Testprojekt für ein zukünftiges Battlefield herhalten muss? Jedenfalls ist es schwer vorstellbar, dass sich Spieler, die im Herbst dieses Jahres eventuell in die Schlachten des zweiten Weltkriegs ziehen oder mit der B-Company über die Schlachtfelder stolpern, noch Interesse an Incursions haben werden. Auch hier wird das Zeit-Dilemma deutlich: Incursions ist vermutlich erst ligatauglich, wenn der neue Battlefield-Teil bereits voll im Gange ist. Gehen Sie weiter, hier gibt es nichts mehr zu gewinnen!
Zu viele Baustellen, zu wenig Zeit
Die Diskussion, ob es wirklich sein muss, alle zwei Jahre ein Battlefield zu veröffentlichen ist mindestens genauso alt wie Battlefield selbst, aber momentan werden die Auswirkungen eines straffen Release-Zeitplans wieder recht deutlich sichtbar. Alle Vorzeichen stehen auf „Oktober 2018“, die E3 mit der perfekten PR Show naht. Da ist es fast schon eine logische Schlussfolgerung, die CTE zu deaktivieren, bevor sich womöglich ein paar Perfektionisten darin verlieren und neue Inhalte für Battlefield 1 fordern. Apocalypse wird im Eiltempo veröffentlicht, das Feintuning bleibt auf der Strecke. Und Incursions scheint momentan auch eher eine Spielwiese zu sein, auf der man sich kurzzeitig austoben kann – nicht mehr und nicht weniger. So platt es sich anhört, aber gerade Incursions hätte bereits 2016 fester Bestandteil von Battlefield 1 sein sollen und nicht erst zwei Jahre danach. Und so bleibt Battlefield auch 2018 von schnellen Release-Zyklen, zu vielen offenen Baustellen und nicht zu Ende gedachten Inhalten geplagt. Gute Inhalte brauchen Zeit. Zeit, die sich DICE trotz engem Zeitplan nehmen sollte, denn nicht immer ist mehr Quantität gleichbedeutend mit mehr Qualität. Die gute Nachricht zum Schluss: Natülich ist nicht ausgeschlossen, dass die CTE wiederkommt. Zu wünschen wäre es der Serie und dem kommenden Teil. Denn „da simmer dabei, dat is primaaaa...!“
Diese Kolumne spiegelt die persönliche Meinung unseres Redakteurs wider und soll als Denkanstoß gesehen werden. Wir freuen uns auf eine sachliche und themenbezogene Diskussion im Forum und in den Kommentaren.
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