Report: Battlefield 1 im Rückblick (Teil 2)
Nach dem Erscheinen des letzten Battlefield 1 DLCs und vor dem Erscheinen des neuen Teils bleibt Zeit für uns, einen „abschließenden“ Blick auf Battlefield 1 zu werfen. In Teil 2 unseres Reports schauen wir auf den Premium Pass, das Serverprogramm und Incursions. Welche Höhen und Tiefen hat Battlefield 1 und seine Spieler in den letzten Monaten durchlebt. Wir beleuchten es in unserem Report.
Der Premium Pass – Volles Programm nur mit vollem Geldbeutel
Jeder Spieler sollte sich die Frage im Nachhinein selbst stellen dürfen: Sind die 130 Euro für die Ultimate Edition respektive 50 Euro für den Premium Pass gut investiert gewesen? Pauschal beantworten lässt sich diese Frage nicht, da jeder Spieler ebenso frei in seinen persönlichen Kaufentscheidungen ist. Trotzdem beantwortet EA einen Teil der Antwort mit der eigenen Preisstrategie bereits selbst: Denn die nur wenige Monate nach dem Launch vorgestellte Revolution Edition enthielt bereits das volle Programm für rund 60 Euro. Der Premium Pass fiel in den ersten Monaten immer wieder auf 30 Euro, dann teilweise auf nur mehr 15 Euro. Nach gerade mal einem halben Jahr hat EA Battlefield 1 also bereits in eine massive Preisspirale geschickt. Daher stellt sich die Frage, ob Spieler nicht über die Qualität des Premium Passes sondern nur über den günstigen Preis hinzugewonnen werden sollten. Oder hatten viele Spieler bei Battlefield 1 kein Interesse am Pass? Ein weiterer Nebeneffekt des Premium Passes: Trotz diverser Trials sind einige Maps bzw. DLCs bereits kaum mehr existent und erhalten nur noch sehr wenig Spielerzulauf. Spieler mit und ohne Premium Pass werden strikt getrennt, was erfolgreich zur Teilung der Spieler beigetragen hat. Deswegen sollte das Modell des Premium Passes dringend neu gedacht werden. Sowohl preislich, als auch inhaltlich. Sollte dabei aber eine Lösung wie in Battlefront 2 herauskommen, können viele Spieler mit Sicherheit gut darauf verzichten. Immerhin wurden mit Giant’s Shadow, Nivelle Nights und Prise de Tahure dann drei Maps für alle Spieler kostenlos bereitgestellt.
Community Test Environment – Experiment geglückt
Wenn es etwas gibt, wovon Battlefield 1 enorm profitiert hat, dann ist es das Community Test Environment. Frühe Testmuster bereitstellen um dann ein breites Spieler-Feedback zu bekommen ist ein Rezept, das funktioniert. Denn viele Bugs, Probleme oder weniger spaßige Spielelemente können bereits vor dem eigentlichen Release vermieden oder beseitigt werden. Einige gute Elemente des Spieler-Feedbacks wurden umgesetzt, andere komplizierter realisierbare Dinge wiederrum verworfen. Für das nächste Battlefield ist es daher wünschenswert die CTE beizubehalten und die personellen Kapazitäten für die Auswertung von Feedback noch zu erhöhen. Denn am Ende profitiert das Spiel, die Entwickler und die Community von der „gemeinsamen“ Arbeit. Die CTE ist daher, wie auch schon bei Battlefield: Hardline und Battlefield 4 eine überzeugende Veranstaltung. Die unkomplizierte Art, über Reddit Feedback anzugeben ebenfalls. Daumen hoch!
Das Serverprogramm – Viel gewollt, wenig geliefert
Auf ganzer Linie enttäuschend war hingegen das Servermietprogramm von Battlefield 1. Alles sollte besser, einfacher und übersichtlicher werden. Herausgekommen ist jedoch ein Programm, das anfangs sehr weit vor einer guten Administration eines Servers entfernt war. Der eigens für das Programm berufene Entwickler und Ansprechpartner für die Community wechselte irgendwann zur Produktion von Star War Battlefront 2, danach folgten noch ein paar Updates. In Summe aber zu wenig, um eine ähnliche Serverlandschaft wie in Battlefield 4 und Battlefield 3 zu etablieren. Reichlich absurd war es auch, dass lange Zeit elementare Funktionen fehlten. Oder dass keine Möglichkeit bestand Störenfriede vom Spiel auszuschließen. Über die letzten Monate tröpfelten dann die Updates für das Serverprogramm vor sich hin, bis es zu guter letzt bei Spielern und Admins aus der Wahrnehmung verschwand. Warum sich EA und DICE sich diesen entwicklungstechnischen Brocken aufgeladen haben, lässt sich als Spieler nur schwer nachvollziehen. Vor allem wenn kaum Personal dafür bereitgestellt wird. Da ist es auch nur ein Wermutstropfen, dass ein gemieteter Server relativ unkompliziert wieder gekündigt werden konnte. Insgesamt bot das Programm viel zu wenig Zugriffs- und Einstellungsmöglichkeiten, um tatsächlich überzeugen zu können.
Incursions – Ein später Erfolg?
Völlig überraschend kündigte DICE im Sommer 2017 „Incursions“ an, eine Standalone-Variante von Battlefield 1, die für den E-Sport-Bereich eingesetzt werden soll. Damit der Start im kompetitiven Bereich gelingt hat DICE zum einen an Maps und Teamplay optimiert, zum anderen wichtige Kontakte in die Szene geknüpft. Mehr strategische Tiefe, 5 gegen 5, Kits statt Klassen lauteten die Eckpfeiler. Und trotzdem weiß man momentan nicht so recht, woran man bei Incursions ist. Denn der Spielerzulauf ist schwankend, unter Umständen wartet man lange bis ein vernünftiges Match zustande kommt. Während der Zugang am Anfang begrenzt war, wird nun auch die breite Masse der Battlefield-1-Spieler eingeladen. Obwohl das Projekt immer wieder mit sinnvollen Updates versorgt wird, hat man das Gefühl, dass es nicht so richtig in Gang kommt. Außerdem wird es vermutlich zu einer Zeit erscheinen, in der viele Spieler schon mit dem nächsten Battlefield beschäftigt sind. Wer interessiert sich dann noch für Incursions? Deswegen ist es wahrscheinlicher, dass Battlefield 1 die Testphase bildet und der kompetitive Modus eher mit dem nächsten Battlefield Fuß fassen wird. Trotzdem sind die Bemühungen zu begrüßen und mit Spannung weiterzuverfolgen. Bitte dranbleiben.
Spielerzahlen – Eine 12-monatige Talfahrt
25 Millionen Spieler (Stand Anfang 2018) klingt zunächst nach brachialem Spielerzulauf, nach riesigem Interesse, nach Dauerbrenner! Doch wer auch andere Zahlen rund um Battlefield 1 betrachtet sieht: es gibt immer zwei Seiten der Medaille. Verkaufte Retail-Einheiten und Digitalverkäufe sind die eine, aktive Spieler und Interesse am Spiel die andere. Dass auf Publisher-Seite zunächst einmal die Verkäufe wichtig sind, klingt plausibel und ist nachvollziehbar. Aber um die Reputation eines Spiels und die Zufriedenheit der Community deuten zu können, zählen auch die Entwicklung der Spielerzahlen über die bisherige Laufzeit von Battlefield 1. Und da ist leider nur ein Trend erkennbar: Abwärts. Nach anfänglicher Euphorie verflog der Hype nach nicht einmal drei Monaten auf allen Plattformen - wenn auch auf hohem Niveau. Auf den Konsolen halbierten sich die aktiven Spieler annährend, auf dem PC gar drittelte sich die Spielerzahl. Mit keinem DLC schaffte es DICE auch nur annähernd, zu den anfänglichen Spielerzahlen zurückzukehren oder den anhaltenden Trend umzukehren. Lediglich bei „In the Name of the Tsar“ war ein kurzzeitiger Aufwärtstrend erkennbar. Insgesamt spricht diese Entwicklung nicht gerade für Stabilität und sollte gerade mit Blick auf die Qualität der „Premium-Inhalte“ zu denken geben. Da passt es dann auch wieder ins Bild, dass Battlefield 1 seit dem Sommer 2017 immer wieder erheblichen Preissenkungen unterworfen war.
Fazit
Alles wie immer? Fast! Im Kern ist Battlefield 1 ein guter und mittlerweile schneller Shooter, dessen Bilanz allerdings durch einige unnötige Probleme getrübt wurde. Diese waren zum einen auf der technischen Seite, aber auch auf der inhaltlichen zu finden. Zum Beispiel wie Inhalte veröffentlicht werden oder die Diskrepanz, die zwischen Ankündigung und abgeliefertem Endergebnis vorhanden ist. Deswegen bleibt DICE beim nächsten Battlefield noch genügend "Optimierungspotential" an allen Fronten, um es positiv auszudrücken. Der Mix aus Infanteriekampf, Fahrzeugen und guten Spielmodi wie Frontlines oder Operations macht Battlefield 1 wiederum zu einem relativ einzigartigen Erlebnis im Bereich Multiplayer-Shooter. Wer dieser Mischung seit Battlefield 1942 verfallen ist, wird es auch teilweise in Battlefield 1 immer noch sein - auch wenn sich das Spiel über die Jahre immer wieder dem dem Zeitgeist angepasst hat. Nicht immer zur Freude aller Spieler. Aber selbst die finden, wenn auch seltener, in Battlefield 1 immer noch geniale Conquest-Runden, taktische Frontkämpfe oder die viel zitierten Battlefield-Moments.
Ihr stimmt uns zu oder seid anderer Meinung? Welche Erfahrungen habt ihr mit Battlefield 1 gemacht? Schreibt uns in den Comments oder im Forum.
Anders sieht es natürlich bei der Trennung der Community aus durch den Premium Pass aus, hier muss endlich was getan werden, wo sie ja aber diesmal recht zügig mit der Revolution Edition gegengesteuert haben. Auch das z.B. SWBFII ohne Pass auskommt, scheint auf ein Umdenken hinzuweißen. Doch hier ist es ja etwas aus den Rudern gelaufen, so dass man gespannt sein wird - was kommt !?
Incursion - scheint wie schon der Versuch bei BF4 - ein Versuch zu bleiben.? Hier müssen sich die Macher nun entscheiden ein eigenständiges Spiel zu machen abgekoppelt von der normalen BF Reihe sonst wird nix mMn.
Ich mag Incursions und den Gedanken, der dahinter steckt. Deswegen würde ich mich freuen, wenn das nicht gleich wieder aufgegeben wird.
Was mir allerdings als Entwickler schon zu denken geben würde ist, dass bereits nach 3 Monaten so viele Spieler abwandern und nicht mehr zurückkommen. Dass es auch andersherum laufen kann, zeigt Rainbow Six: Siege. Obwohl das Spiel teilweise Microtransactions richtig ausreizt, stieg die Spielerzahl von rund 10.000 um den Release 2016 auf heute etwa 80.000 Spieler, in der Spitze sogar über 100.000. Irgendwas scheint Ubisoft da sehr richtig zu machen