Medien: Der lange Arm der Wirtschaft
Es ist ein Thema, über das jeder Bescheid weiß aber kaum jemand spricht: der immer stärker werdende Einfluss von Anzeigenkunden auf die Arbeit der Redaktionen. Denn von Anzeigen leben Online- wie Offline-Publikationen und Unternehmen wissen das. Besser gesagt wenden sie ihr Wissen in letzter Zeit immer häufiger als Druckmittel an. Ist ein Text zu kritisch oder zeigt gar Fehler und Risiken auf, dauert es oft nicht lange bis ein netter Mensch aus der zuständigen Marketing-Abteilung am Telefon ist und um Korrekturen bittet. Mal passiert das höflich und mal passiert das unfreundlich, aber immer mit einem bestimmten Unterton und den Worten Budget und Buchung. "Hinweis" nennt das die eine Seite, Erpressung die andere und das Problem ist vielen Redakteuren bekannt.
GameSpot-Chefredakteur zu kritisch
Verbreitet ist diese Praxis durch viele Medien hinweg und wurde im Bereich Spiele öffentlich zum ersten Mal vor gut einem Jahr durch 4Players-Redakteur Jörg Luibl mit seiner fiktiven Kolumne Bei Anruf Award und dem darauf folgenden Interview thematisiert. Bereits damals ein brisantes Thema, erhält die Diskussion mit dem Rauswurf des Chefredakteurs des weltweit bekannten Online-Portals GameSpot eine ganz neue Diskussion. Der Vorfall selbst ist bereits einige Tage her, doch langsam aber sicher verdichten sich die Hinweise auf einen Skandal. Denn stimmen die Meldungen und Insiderinformationen, musste Jeff Gerstmann seinen Schreibtisch wegen eines allzu kritischen Berichts über des neuen Eidos-Spiels Kane & Lynch: Dead Men räumen.
Vor versammelter Mannschaft gefeuert
Laut Meldungen der Magazine Welt und PC-Games verschwand nach der Veröffentlichung des Artikels von Gerstmann erst die Werbung für Kane & Lynch von der GameSpot-Seite, danach wurde der Text des Tests angepasst und der Videokommentar aus dem Netz genommen. Damit nicht genug, drohte Eidos offenbar mit dem Platzen millionenschwerer Verträge, was Gerstmann den Job gekostet haben dürfte. Laut Insiderinformationen soll der Chef des Mutterkonzerns CNET, Josh Larsson, den GameSpot Chefredakteur persönlich und vor versammelter Mannschaft gefeuert und dem Team gleichzeitig nahe gelegt haben, großen Produktionen "mehr Aufmerksamkeit“ zu schenken. Stimmen diese Angaben, ist der gesamte Vorgang ein Schlag ins Gesicht des (eigentlich) unabhängigen Journalismus.
Schwierige Sachlage
Die Entlassung des kritischen Journalisten führte unter den GameSpot-Nutzern zu einer Welle des Protests und laut einem Bericht des Magazins Golem musste die Benutzerwertung für das Spiel in Folge abgeschaltet werden. Doch es gibt auch Gegenmeinungen. Kritiker halten Gerstmann entgegen, er habe das Spiel nicht ausreichend genug getestet, um eine derart vernichtende Kritik zu veröffentlichen. Dazu ist an dem inzwischen bei YouTube aufgetauchten Video zu erkennen, dass der Redakteur wirklich nicht zimperlich mit dem Spiel umgeht. Vielleicht hatte Gerstmann einen schlechten Tag, was bei Rezensionen die über den Kauf oder Nicht-Kauf eines Spiels und den damit verbundenen Konsequenzen für den Publisher eine gefährliche Konstellation ist, und vielleicht darf man sich als Redakteur in dieser Position auch einfach keinen schlechten Tag erlauben. Doch selbst dann rechtfertigt der Bericht noch lange keine Kündigung. Denn nimmt man es genau, sind die Stories vieler Spiele einfallslos, die Dialoge flach und das Konzept der erneute Aufwasch von längst Bekanntem. Vielleicht hat Gerstmann also nur ausgesprochen, was viele Spieler denken.
CNET bestreitet Zusammenhang
Ob und in welchem Umfang sich der geschasste Chefredakteur in den kommenden Wochen selbst weiter zu den Vorfällen äußert bleibt offen. Von Arbeitgeberseite wird ein Zusammenhang zwischen Review und Rauswurf jedoch dementiert. Laut Aussage von CNET-Sprecherin Sarah Cain gegenüber dem Online-Magazin Joystiq "werden keine Mitarbeiter auf Druck von Werbekunden entlassen“. Ob Eidos Druck ausgeübt hat lässt die Sprecherin in dem Bericht jedoch offen.
gut geschrieben -=Punkbuster=-
Wie es in diesem speziellen Fall gewesen ist mag ich nicht zu beurteilen, aber wenn man manchmal so liest wie einige Spiele hochgejubelt werden, dann kann ich das kaum nachvollziehen!
BF2142 ist für mich da das beste Beispiel...das wurde in diversen Zeitschrift sowas von beweihräuchert, obwohls im Endeffekt nicht mehr als ne teure Mod war, spassiges Spielprinzip hin oder her!
Ich kann mir jedenfalls durchaus vorstellen, dass überkritische Autoren auch gerne mal zurückgepfiffen werden um zahlungskräftige Anzeigenkunden nicht zu verärgern....allerdings sollte man auch die Möglichkeit mit einkalkulieren, dass evtl. auch die Autoren selbst von Publischern oder so geschmiert werden um unliebsame Konkurenztitel runterzumachen.
Wenn das aber wirklich so stammt das der Chefredakteur wegen eines negativen Berichtes entlassen wurde, dann frage ich mich wo die Pressefreiheit bleibt?
Ich persönlich geb aber schon lange nichts mehr auf Testberichte in diversen PC Zeitschriften, schon zu oft enttäuscht worden. Am besten ein Spiel selbst ausprobieren und dann seine eigene Meinung bilden.
in solchen zeiten muss man aufpassen, was man wie schreibt....
Die andere Seite ist die allgemeine Presse, egal ob Tageszeitungen und/ oder Zeitschriften. Sie sind heute schon lange nicht mehr unabhängib und müssen sich von ihrem Verlag vorgegebene Linien ud Lobbyarbeit einhalten. ich könnte mich schwarzärgern über dieses Thema, weil wahre Information sollte Pflicht sein. Stattdessen gehts immer um Lobbyarbeit egal ob Spiegel oder Bild oder sonstwas. Echte, richtige Berichterstattung gibt es nicht mehr in diesem, alles auf profit ausrichtendem Kapitalismus.
Journalismus?? PAHH! Duckerei und Lobbyarbeit für Konzerne schon eher!!
mir ist schlecht.........
Spiele die von Spielezeitungen hochgejubelt werden , entpuppen sich als bugverseuchter Programmschrott ohne besonderen Inhalt.
Manchmal tut die Wahrheit eben weh!
mfg Clay
Punkt ist aber, dass Bewertungen Subjektiv sind und wenn es denen gefällt hat und sie es nicht als Mod angesehn haben, war das Spiel für sie gut.
T:Einfach nur traurig.....
was einst mit ein paar freaks begann ist nun eine miliardenschwere industrie
und auch wenn man uns das in der schule vieleicht anders beibringt ist das risiko der feind des geldes und freier journalismus ist nunmal ein risiko genau wie experimente und innovation
Für mich ist da eher der Punkt, dass sie mit zweierlei Maß messen! Spielspass ist sicherlich was subjektives, aber genau aus diesem Grund gibt es ja auch mehrere Kriterien nach denen ein Spiel beurteilt wird und diese sollten dann auch für alle Spiele gleichermaßen gelten und nicht bei Spielen bestimmter zahlungskräftiger Publischer unter den Tisch gekehrt werden!
so ist das eben da gehen unsere Rechte den Bach runter
das ist aber bei allen medien so und nicht nur bei den spielen.
ich beömmel mich jeden tag aufs neue wenn ich höre was für freie medien wir haben und unabhängige journalisten.
geld regiert die welt deshalb tun politiker auch nichts für den staat sondern ausschliesslich nur für sich und ihre geldgeber , die wirtschaft .
Aber um nochmal auf die Presse allgemein zurückzukommen: Wenn ich in einem bekannten, montäglich erscheinendem Magazin die negative Stimmungsmache gegen die Post und den Mindestlohn in dem Sektor lese, aber dabei im Hinterkopf habe, daß der dazugehörige Verlag sich bei einem Konkurrenten der Post eingekauft hat, wundert mich gar nichts mehr und mein Vertrauen in die Presse sinkt rapide.
Wenn also schon der Fels in der Brandung, und dafür habe ich dieses Magazin, das übrigens nicht Focus oder Stern heißt, lange Zeit gehalten, wankt, was passiert dann erst mit den Kieseln?
danke für den bericht.
es scheint so zu sein, wie du schreibst. das problem ist, dass objektive berichterstattung nur dann möglich ist, wenn der berichterstatter unabhängig ist. die unabhängigkeit von bf-games.net gibt euch die unabhängigkeit, diese berichterstattung auszuführen.
weiter so !
Freue mich schon auf die Vergleichsbewertung zu BF-3, wenn es dann mal kommt.
Denn wenn die bezahlten Redakteure befangen sind, braucht man deren Berichten nicht mehr vertrauen.
Ruhig auch mit einem Objektiven Vergleich hin zu alten BF-Titeln. Demnach spielt die Grafik dann nicht mehr den Schwerpunkt, sondern das Inhaltliche.
"unabhängigen Journalismus" bekommt man Heute noch ehr auf Community Seiten, alle anderen ob nun als Online Portal oder gar bzw. auch mit Zeitschriften, merkt man schon den Spagat an, zwischen Endkunden und den Herstellen. Bei diesen Drahtseilakt immer das Gleichgewicht zu finden, ist bestimmt nicht leicht. Aber deswegen gleich jemanden vor versammelter Mannschaft ... da sieht man wie es um der freien Meinungsbildung und Objrktivität bestellt ist.
Doch bedenkt bitte, daß genau diese Tatsache der ''Nichtmeinungsfreihiet'' in diesem Staat tagtäglich praktiziert wird.
Hier gilt nur noch die vorgegebene Doktrin der Machthaber, der kapitalistischen Ausbeuterkoninform, ihrer Marionetten, diesen kriminellen Politschmarotzern und deren Lakaien den hohen Verwaltungsangestellten und Beamten.
Also bitte reflektiert euch nicht nur auf die Gemeinde der PC-Spieler, sondern betrachtet das ganze System.!!!!!
Zudem vermutet er, das das Spiel wohl eher im MP Spass machen wird (eigentlich nichts Verwerfliches), aber er rät auch das Spiel nicht zum vollen Preis zu kaufen. Das wird dem Publisher wohl kaum gefreut haben.
@Thema: Pressefreiheit
Spielemag. und -portals sind wahrscheinlich sehr viel mehr darauf angewiesen sich von Publishern sponserns zu lassen bzw. zu werben, demnach werden viele Fazits wohl eher beschönigt. Allerdings sollte man auch "normalen" Zeitungsartikeln gegeüber kritisch sein und sich selbst fragen, ob da nicht auch eigene Interessen mitschwingen.
Traurig.
klar solange es nicht von werbung finanziert wird geht das auch, aber sieh dir mal die zeitschriften und tv sender an.
die leben NICHT vom zeitungskäufer sondern hauptsächlich NUR von der werbung.
der zeitungskäufer ist nur wichtig um den preis für die werbung zu bestimmen, deshalb subventionieren die verlage so gerne abos , denn abos sind garantierte leser und je mehr man hat, desto höher die werbepreise.
solange bf games darauf nicht angewiesen ist und eher im privaten rahmen läuft gibts da auch keine probleme, aber lass mal eidos 100000 euro für gute berichterstattung zahlen und werbung auf bf games dann kannste wieder ein neues portal suchen
@t: Frechheit aber leider ist das bei der "freien" Presse die nichts mit PC spielen zu tun hat nicht anders. In köln z.B. gab es einen Millionen betrug bei den Messehallen. In den Kölner zeitungen(die alle in der hand von Neven DuMont sind) wurde kaum etwas darüber berichtet(ein Randartikl mit ca 100 Wörtern vieleicht). Nur weil Herr DuMonts Golfclubfreunde Große Aktienanteile an der Messe haben. Naja die Kölner Mafia unter "Don" Oppenheim halt.
Ich finde es schade, geradezu beschämigend, das so gehandelt wurde. Ich habe mir schon seit Ewigkeiten keine Spielezeitschrift mehr gekauft etc, weil man eben mMn kaum einer Redaktion etc mehr trauen kann (ausser den "freien" Redaktionen wie zB hier auf BFG). Und das einer, der mal gegen den Strich läuft, direkt geschmissen wird, das löst nur Kopfschütteln bei mir aus.
Und obwohl Lo.F.wyr's Kommentar vor Polemik strotzt, ist der Letzte Satz aber doch zu beachten. Betrachtet dieses Eregnis nicht als eines, das nur in der Spieleszene stattfindet, sondern betrachtet euer ganzes Umfeld damit. Wo gibt es noch wirklich freien Journalismus? Wo wird noch freie Kritik offen geäußert, ohne das GEld im Spiel ist?
Sicher, wir sind hier nicht in Putin's Russland, jedoch ist die Situation der freien Meinungsäußerung und, noch wichtiger MeinungsBILDUNG, auch hier oft eine beängstigende.