Games&Gewalt: Seltsame Wandlungen

In Deutschland wird endlich wieder über Spiele diskutiert. Leser, die jetzt zusammenzucken und auf einen neuen Artikel über Gesetzesinitiativen, Arbeitsgruppen und Arbeitspapiere warten, tun das heute vergeblich. Endlich wird über Videospiele und ihre Wirkungen auf Menschen debattiert, ohne dabei die Tatsachen zu verdrehen. Dabei haben wir heute in diesem Artikel eigentlich nur positive Dinge zu vermelden. Ein Verfechter der Computerspiele wird plötzlich handzahm, die Medien berichten erneut positiv über E-Sport und die Politik versucht sich an einem einheitlichen System.

Was haben Videospiele mit Kinderpornografie gemeinsam?

Nichts, und das hat vielleicht auch der ehemalige Innenminister von Bayern bemerkt. Günther Beckstein, der nun das Oberhaupt seines Staates ist, wollte Killerspiele aus deutschen Zimmern verbannen. Er stellte sie auf eine Ebene mit Kinderpornografie und brachte einen Gesetzesentwurf in den Bundestag ein, der glücklicherweise dort keinen Anklang fand und auf Eis gelegt wurde. Danach wurde es in letzter Zeit still um Beckstein, was wohl mit seinem Aufstieg zum Ministerpräsident zu tun hat. Umso verwunderter rieben sich Besucher der Veranstaltung Munich Gaming Anfang April die Augen, als Beckstein die Eröffnungsrede auf dem Kongress hielt. Aufmerksam wurden wir als Redaktion auf dieses Spektakel über die aktuelle Ausgabe der GameStar, welche ihren Kommentar von Chefredakteur Michael Trier nun auch online gestellt hat. "Dr. Günther Gaming" (so nennt die GameStar ihn) beginnt seine Rede mit den Worten: "Liebe Gaming-Freunde", "Sehr geehrter Herr Peter Molyneux" und erneut müssen sich Gamer die Ohren waschen. Seine Meinung über Videospiele dürfte sich nicht geändert haben, doch geht es für Bayern inzwischen ums große Geld. Vor kurzem brachte Günther G. eine Initiative auf den Weg, die einen Deutschen Computerspiel-Preis auf eine Ebene mit den Filmpreis stellen soll.

Was hat E-Sport mit wirklichen Sport gemeinsam?

Viel. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Universität Stuttgart. Man testete den Puls von professionellen Spielern, um herauszufinden welchen Druck sie vor, während und nach dem Spiel empfinden. Versuchsobjekte und damit auch Mittelpunkt des Berichtes waren die bekannten Schellhase Zwillinge die FIFA zocken. Der Puls stieg vor einem wichtigen Spiel in die höhe, während er mitten im Spiel auf einen Normalwert fiel. Zudem beschreibt die Studie die Freizeitgestaltung der E-Sportler. Das Klischee des dicken, Kellerkindes wurde damit widerlegt. Denn die meisten treiben neben ihrem virtuellen Sport auch im wirklichen Leben Sport. Joggen, Fussball und das Fitnessstudio sind bei einer Umfrage die von der Electronic Sports League (ESL) durchgeführt wurde, die drei beliebtesten Beschäftigungen. Zudem wurde bekannt das die Anzahl der angehenden Akademiker unter E-Sportlern, deutlich über den Wert der Gesamtbevölkerung liegt. Interessierte können sich den Bericht der Sendung Neues von 3sat hier ansehen.

Was hat die PEGI mit der USK gemeinsam?

Wenig. Zwar bewerten beide Systeme Videospiele für den Markt doch eine Zusammenarbeit scheint unmöglich. Doch warum kapselte sich Deutschland von diesem funktionierenden System, dass europaweit funktioniert ab? Fragen die eine Battlefield Seite nicht beantworten kann, allerdings haben wir die Neuigkeit für euch, dass gerade dieses PEGI System verbessert werden soll. Die Europäische Kommission hat beschlossen die PEGI und PEGI Online zu verbessern und vorallem bekannter zu machen. Auch die Industrie soll besser mit dem System zusammenarbeiten um die Abwicklung eines Verkaufs transparenter zu machen. Neben diesen Ansätzen soll auch ein Verhaltenskodex für Europa entstehen der härtere Strafen für Nichtbeachtung des Jugendschutzgesetzes vorsieht. Richtige Wege die die Europäische Kommission da einschlägt, denn auch wir sind der Meinung das Erwachsenenspiele nicht in die Hände Jugendlicher gehören. Bestes Beispiel: GTA IV.

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